Westfälische Kartoffel-Hefe Pfannkuchen = Pfannenpickert

In der Pfanne gebratener Pickert stammt ursprünglich aus unserem ostwestfälischen Landesteil, rund um Lippstadt bis Paderborn. Sie sind eine landestypische Spezialität aus Kartoffeln, die ich bei Verwandten kennengelernt habe. Ich liebe sie gerade als normale Pfannenpickert ganz besonders. Sind sie doch eine Mischung aus kartoffeligen Reibeplätzchen, wie sie meine Mutter in Perfektion gemacht hat und unseren münsterländischen Struwen aus Hefeteig.

Früher hat man in Westfalen gerne auch Speckscheiben unten mit in die Pfanne gelegt, damit die Pickert im austretenden Fett braten konnten. Oder das Weizenmehl mit Buchweizen gemischt, was übrigens wirklich sehr lecker ist. Damals war es ein Arme Leute Essen der schwer arbeitenden Landbevölkerung und heute ist es eine Spezialität in einigen gutbürgerlichen Gasthäusern der Region.

Westfälische Pfannenpickert

Westfälische Pfannenpickert mit einer Auswahl an klassischen Beilagen
Rübenkraut, Apfelmus und Leberwurst

Man kann den Pickertteig auch zu einer Art Kartoffelbrot in einer Form backen und dann später in Scheiben geschnitten erst in Butterschmalz ausbacken. Dann wird es Kastenpickert genannt und schmeckt eigentlich auch genauso lecker. :-)

An Rosinen im Teig scheiden sich auch manche einheimischen Geister. Ursprünglich waren sie sicher nicht drin, denn Rosinen waren teuer. Zu teuer für viele arme Leute. Man aß also Rübenkraut dazu und Apfelmus, so wie bei Reibeplätzchen. Natürlich selbstgemacht, genau wie die nicht minder gute lippische Leberwurst, vom in der Hauszucht gehaltenen Schwein für den eigenen Bedarf.

Wie bei Struwen gebe ich Rosinen (die wir alle sehr mögen) nur in einen Teil des Teiges. Das hat einfach folgenden Grund, dass denjenigen die Rüben-, Apfel-, oder Birnenkraut dazu essen möchten, sind die mit Rosinen angereicherten Pfannenpickert, dann einfach insgesamt zu süß für ein Hauptgericht und Mittagessen.

Früher wurde Pfannenpickert gerne als Mahlzeit nach der ersten vollbrachten Arbeitseinheit, wie zum Beispiel Tiere füttern, Melken usw. auf den Bauernhöfen gereicht. Genau wie unsere legendären Bratkartoffeln oder Kartoffeln mit Quark, um wieder zu neuen Kräften zu kommen. Für Pickert hatte die Bäuerin nach der frühmorgendlichen Milchsuppe mit Brot als erstes Frühstück, genügend Zeit den Hefeteig anzusetzen und die Kartoffeln zu reiben.

Westfälische Pfannenpickert

Auf dem Bild sind beide Versionen zu sehen. Einmal mit und einmal ganz ohne Rosinen.

Ich finde, eigentlich kann man dazu Essen, was man gerne mag und auch sonst zu Pfannkuchen bevorzugt und ich mag selbst beide Versionen. Typisch und stilgerecht wäre dazu Kaffee zu trinken und nicht etwa ein Korn und ein Bier. ;-)

Diesmal werde ich das zusammengefasste Rezept ganz unten aufschreiben, weil ich bei den einzelnen Bildern ein paar spezielle Tipps zu der Zubereitung geben möchte.

Westfälische Pfannenpickert

In dieser Collage sind neben den Zutaten für den Kartoffelteig die grundsätzlichen Schritte für die Zubereitung zu sehen. Ich reibe die Kartoffeln jetzt mit der Küchenmaschine und mag es lieber wenn sie nicht so sehr fein sind, also etwa wie ich auch Rösti reiben würde.

Westfälische Pickert

Wenn der Teig fertig gegangen ist (siehe bitte auch unten im Rezept) fange ich an zu backen. Aber nur kurz und bis sich eine goldgelbe Kruste gebildet hat.

Westfälische Pfannenpickert

Nun mein auch bei den Struwen erfolgreich angewandte, kleine Trick. Ich gebe die Pickert nach dem Anbraten in den auf 130°C vorgeheizten Backofen und lasse sie leicht überlappend gelegt dort in aller Ruhe nachgaren. In der Zwischenzeit backe ich den restlichen Teig zügig nach und nach aus und gebe nur unter den letzten Teil des Teiges noch eingeweichte Rosinen. Das geht alles recht schnell und man braucht nicht so sehr aufpassen, dass die Pfannkuchen anbrennen und trotzdem auch gar sind. So kann auch jeder liebe Mitesser am Tisch zur gleichen Zeit schöne, heisse Pickert geniessen und es muss nicht nacheinander gegessen werden. ;-)

Westfälische Pfannenpickert

Die fertigen Pickert in Großaufnahme. Direkt frisch und schön knusprig aus der Pfanne, sorry aus dem Backofen. :-)

Westfälische Pfannenpickert

Zutaten für ca. 20 bis 25 Stück

1 kg Kartoffeln, eine vorwiegend festkochende Sorte
1 Zwiebel, optional
500 g Weizenmehl, Type 405 oder 550 (oder 250 g Buchweizenmehl und 250 g Weizenmehl gemischt)
1 Würfel frische Hefe
4 Eier
2 – 3 TL Salz
125 ml warme Milch
125 g Rosinen, eingeweicht
Butterschmalz oder Rapsöl zum Braten

So wird es gemacht:

Die Rosinen für ca. 30 Minuten in warmem Wasser einweichen und danach abgießen.

Die Eier schaumig schlagen. Die Milch und die Hefe unterrühren. Das Salz und die Hälfte des Mehls dazugeben und zusammen mit der geriebenen Zwiebel und den den geriebenen (nicht zu fein, dann hat der Pickert mehr Biss) Kartoffeln vermengen.

Nun das restliche Mehl und alles gründlich mit einem Kochlöffel unterrühren. Man kann die Rosinen jetzt hinzugeben, oder einen Teil der Pickert ohne Backen und sie erst später in den verbleibenden Rest geben.

Den Teig ca. eine Stunde gehen lassen und dann in der Pfanne von jeder Seite ca. 3 Minuten in Butterschmalz oder Rapsöl ausbacken, bis er goldbraun wird. Oder die angebratenen Pickert im 130°C vorgeheizten Backofen nachgaren lassen.

Westfälische Pfannenpickert

Serviert werden die Pickerts mit westfälischer Leberwurst, Rübenkraut und Butter. Apfelmus, die Lieblingskonfitüre, Honig, Käse und Blutwurst passen auch gut dazu.

Monika

25 Gedanken zu „Westfälische Kartoffel-Hefe Pfannkuchen = Pfannenpickert

    • Vielen lieben Dank! Ich freue mich sehr, dass ich mit dem Rezept schöne Erinnerungen wecken konnte. Ein geniales Rezept für eine Milchsuppe folgt in Bälde. :-)

      Ganz liebe Grüße aus dem Münsterland, Monika

    • Ahhh, das freut mich sehr! Ich werde mir deinen Artikel heute Abend mit großem Vergnügen anschauen. Danke!

      Ja, im Herzen bleibt man es wohl immer…

      Ein tolles Domizil hast du dir ausgesucht! Ich denke immer an diese schöne Region, wenn ich „unsere“ große Annette in Burg Hülshoff besuche.

      Einen wunderschönen Tag und ganz liebe Grüße, Monika

      PS: Heute Nachmittag fahre ich zum Weihnachtsmarkt in Münster. Ich bringe dir ein schönes, aktuelles Foto mit. Versprochen!

      • Nicht ganz…;-) Bedingt durch ihre frühe Geburt war Annette schon seit frühester Jugend sehr kränklich. Sie hat ihre letzten 7 Jahre vorwiegend am Bodensee gelebt, aber nie den Draht zu ihrem Elternhaus auf der Burg und ihrem eigenen Domizil im berühmten Rüschhaus verloren.

        Übrigens fast so wie du deine Pickert, hat meine Mutter früher ihre Reibeplätzchen gemacht. Bisschen weniger Mehl und dafür noch ein paar Haferflocken, aber auch mit einer besonderen Art von Milch. Früher nannte man es Büchsenmilch. ;-) Tetrapacks waren noch unbekannt. :-)

        Ganz liebe Grüße, Monika

    • Schööön und vielen lieben Dank! Du, noch wäre ja Zeit. :-)

      Der Weihnachtsmarkt oder eher die verschiedenen Weihnachtsmärkte in MS gehen ja noch eine Weile. Es war wirklich richtig schön und auch gar nicht übervoll, wie ich es an Wochenenden auch schon erlebt habe.

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